Immer höher. Immer weiter. Immer mehr Geld scheffeln. Aus viel Geld immer noch mehr Geld machen. Der Kapitalismus prägt unser aller Leben jeden Tag auf Neue – und er prägt natürlich auch den Sport, den wir lieben. Der Kommerz, den viele Fußballfans verteufeln, ist nichts anderes als eine logische Schlussfolgerung aus einem Wirtschaftsmodell, in dem nur eines im Mittelpunkt steht: das liebe Geld. Warum sollten Unternehmen – ja, auch unsere Spielvereinigung ist eines -, die sich im Sport engagieren, da eine Ausnahme sein? Sie wären ja blöd, würden sie sich der Mechanismen des Marktes widersetzen und nicht ständig versuchen, neue Einnahmequellen zu schaffen.

Damit sind wir beim Punkt. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist ein Unternehmen – und es versucht, immer mehr Geld zu akquirieren. Deshalb bekommt auch die Erste Bundesliga ein Montagsspiel: Bereits am 2. Mai dieses Jahres wird die Partie zwischen dem SV Werder Bremen und dem VfB Stuttgart zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr angepfiffen werden. Für den Hinterkopf: ein Spiel mit einer einfachen Anreisestrecke von knapp 630 Kilometern. Final terminiert ist aber auch dieser Kick nicht. Falls Borussia Dortmund in der Europa League weiter kommt und es ihr der VfL Wolfsburg gegen Real Madrid gleich tut, würde dieses Spiel auf den Montag gelegt. Planungssicherheit? Fehlanzeige.

Das Zweitligaspiel Karlsruher SC gegen den SV Sandhausen wird jedenfalls auf 18.30 Uhr vorverlegt. Eigentlich sollten Montagsspiele im Oberhaus erst zur Saison 2017/2018 eingeführt werden. Eigentlich. Doch weil die Polizei am 1. Mai Naziaufmärsche schützen muss, klagt sie seit Jahren über zu viel Belastung – und die Verantwortlichen im Fußball entsprechen ihr gerne. Statt Sonntag also nun Montag. Unausweichlich? Nein! Weder der VfB Stuttgart noch Werder Bremen müssen vorher im Europapokal ran, was eine Terminierung auf den Sonntag rechtfertigen würde. Viel mehr ist diese Aktion der DFL wohl als Versuch zu werten, wie weit man bei der Spieltagszerstückelung gehen kann. Wie lange es dauert, bis die Fans auf die Barrikaden gehen. Das Montagsspiel ist ja nicht die erste neue Anstoßzeit, die diese Saison eingeführt wurde. Eintracht Frankfurt gegen Schalke 04 wurde sonntags um 19:30 Uhr angepfiffen. Wieder eine neue Werbefläche, die teuer verkauft werden kann. Der Fußball als Spielwiese zur Kapitalvermehrung. Aus Sicht der Ligachefs ist dieser Schritt ja nur logisch: Zwei Montagsspiele und eine neue Anstoßzeit bedeuten dreifache Sendezeit, damit auch die dreifache Möglichkeit, Werbung zu verkaufen – um letztlich mehr Geld in die eh schon prall gefüllten Kassen zu spülen. Man muss ja irgendwie mit den englischen Klubs mithalten, die dank neuer Fernsehverträge Unsummen an Geld zur Verfügung haben und damit Unsummen an Geld für Spielerwechsel ausgeben. Der Mensch als die wertvollste Ressource, der ekelhafte Begriff „Human Resources“ in Perfektion.

Dabei ist das Vorbild England ein grundlegend falsches: Die DFL könnte wuchern mit vollen, lautstarken und bunten Stadien, für die WIR verantwortlich sind. Stattdessen versucht sie, schlechten Beispielen zu folgen und die Klubs der Bundesliga mit immer mehr Geld zu versorgen. Alles im Sinne des Kapitalismus, alles logisch. Dass mehr Geld aber nicht besserer Fußball heißt, ist jährlich im Europacup zu sehen, wo englische Klubs selten in die entscheidenden Spiele kommen. Zuletzt schied der Zweite der Premier League, die Tottenham Hotspurs, mit 1:5 Toren gegen den Zweiten der Bundesliga, den BVB, aus.

Was bleibt? Jetzt nur auf die DFL zu schimpfen, greift zu kurz. Sie ist nur ein Akteur, der das Spiel gut spielt. Kritik an Montagsspielen, Kritik am Kommerz im Fußball muss immer auch eine Kritik des Wirtschaftssystems mit sich bringen. Wir alle müssen täglich Kompromisse eingehen, wir alle tun Dinge, die unserem Willen eigentlich widerstreben. Jeder muss für sich selbst wissen, wo er die Grenze zieht, ab der es für ihn nicht mehr weitergeht: Ist es das Spiel am Dienstag um 17.30 Uhr? Oder das Montagsspiel um 18.30 Uhr? Oder eine ganz neue, noch illusorische Anstoßzeit am Sonntag um 11 Uhr? Oder versuchen wir einfach immer weiter, unseren Freiraum in der Kurve zu verteidigen, den Ort zu schützen, an dem wir für 90 Minuten so sein dürfen, wie selten im Leben: wild und frei. Einfach Ultra.