„Nach 15 Jahrn, der Traum wird wahr, wir steigen auf, sind endlich da.“
Das Kleeblatt in der 1. Bundesliga. Im letzten Denkanstoß erschien ein Artikel mit dem Titel „Der Aufstieg in Liga 1 – Fluch oder Segen?“ der noch im Konjunktiv das „was-wäre-wenn“ im Fall der Fälle behandelte. Und wie das Leben so spielt, ist der Fall der Fälle nun eingetreten, er ist real und wir befinden uns nun wirklich in der höchsten deutschen Spielklasse. Im erwähnten Artikel wurden beide Seiten der ein und selben Medaille diskutiert, welche nun konkret sind und uns vor die große Aufgabe stellen, neben all den tollen Seiten des Aufstiegs, auch best möglichst mit den Nebenwirkungen klar zu kommen und unsere Ideale und Werte aufrecht zu erhalten.

Aufrechterhaltung von Idealen und Werten, das klingt toll, eine gehörige Portion Pathos schwingt mit, ein Hauch von Rebellentum liegt in der Luft und dazu schreibt es sich noch leicht. Leider wird es jedoch genauso gerne zu einer inhaltsleeren Floskel. Wir wollen diese Begriffe natürlich mit Leben und Inhalt füllen, dabei an dieser Stelle jedoch mit den ganz grundlegenden Basics anfangen, auf denen alles andere aufbaut. Das mag vielleicht etwas albern erscheinen, doch wir betrachten es gerade in Anbetracht der großen Veränderungen zwischen Erster und Zweiter Liga für umso wichtiger, auf diese aufmerksam zu machen und ins Bewusstsein zu rufen. Wir brauchen ein Fundament, das den Ansprüchen der ersten Liga gewachsen ist und das geht nicht ohne den Willen und teilweisen Umdenken bei jedem und jeder Einzelnen, da nehmen wir uns nicht aus.

Im Verhältnis zu Auswärtsspielen wird sich die Situation bei Heimspielen nicht allzu sehr verändern, wenn auch einige Aspekte neu sein werden. Die Nordtribüne wurde zum Glück nicht vergrößert und somit sollten wir zumindest von der Anzahl der BesucherInnen keine großen Veränderungen im Vergleich zu den letzten Heimspielen in Liga 2 merken. Doch natürlich taten sich schon in diesen Spielen Konfliktlinien auf, was die Art und Weise des Supports betraf und diese Thematik wird auch in der neuen Saison allgegenwärtig sein. Die große Frage, die niemand im Voraus beantworten kann, ist die Frage, wie stark sich der Aufstieg in Liga 1 auf die Gesangsmotivation der restlichen BesucherInnen auswirkt. Wahrscheinlich, so zumindest meine These, wird sie zu Saisonbeginn deutlich höher als gewohnt sein und sich im Laufe der Saison einpendeln, wobei je nach Spielverlauf auch „Ausreißer nach oben“ dabei sein können. Eine weitere Frage ist, inwieweit der Rest der Nord auch auf „unsere“ kreativeren und melodischeren Gesänge eingeht oder eben nur die gleichen drei Schlachtrufe zum Besten geben kann.

Wir werden versuchen, die gesamte Nordtribüne für unseren Tifo zu sensibilisieren, damit zumindest unnötige Grabenkämpfe vermieden werden können. Dennoch werden wir uns sicherlich in Momenten wieder finden, in denen wir ein Lied singen und andere Teile der Nord ein anderes intonieren, das eventuell zumindest für kurze Zeit lauter als das aus Block 12 werden kann. Für den Umgang damit bedarf es nun einiges an Fingerspitzengefühl. Läuft unser Lied eh schon aus und hat den nötigen Pepp verloren und das „andere“ Lied ist keines aus der Kategorie „Ruhrpottkanacken“, „alle auf die Vier“, „Hoyzer“ oder das fünfte Mal „schießt für uns ein Tor“, so reißen wir uns kein Bein aus, in dieses einzustimmen und länger am Laufen zu halten. Sollte es jedoch so sein – wie leider bereits vorgekommen – das bewusst versucht wird, gegen uns zu arbeiten, gilt es konsequent zu sein. Wenn wir uns beispielsweise auf den „Jede Woche stehn wir hier“ Wechselgesang vorbereiten und aus unmittelbarer Nähe Rotz angestimmt wird, ziehen wir unser Ding durch, Punkt aus.

Damit dies gelingt, so banal es auch klingt, ist es elementar, dass jedeR einzelne Block 12 GängerIn zeitig im Block ist, sei es zur ersten oder zweiten Halbzeit, und heiß darauf ist, alles zu geben. Wir werden nicht nur mit Teilen der eigenen Tribüne Probleme haben, wir werden auch eine andere Qualität der Gästeblöcke kennen lernen. Zum einen sind die Szenen der Erstligavereine im Großen und Ganzen doch eine andere Hausnummer als die der meisten Zweitligavereine und zum anderen wird die Akustik durch das Dach über den Gästeblock ihr übriges tun.

Kommen wir zu den Auswärtsspielen. Die Gesangsproblematik wird dabei ebenfalls auf uns zu kommen, nehmt euch die im vorletzten Abschnitt geschriebenen Worte zu Herzen und besucht unsere Diskussionsabende, an denen wir diese zentrale Thematik öfters behandeln. Bevor wir jedoch überhaupt im Stadion singen können, müssen wir erstmal anreisen und eine Karte besitzen. Konnte dies in den letzten Jahren noch in den meisten Fällen äußerst kurzfristig und entspannt getan werden, so wird das diese Saison anders ablaufen.

Der Andrang auf Gästekarten wird für gewisse Spiele sehr hoch sein und auch generell ist eine Einschätzung sehr schwer, was die Nachfrage für diese betrifft. Geht daher immer auf Nummer sicher und besorgt euch eure Karten so früh es geht, sei es über uns, den Sportfreunden, anderen Fanklubs oder den Verein. Plant darüber hinaus eure Anreise langfristig und nicht erst kurz vor knapp. Das mag nun alles sehr plausibel und selbsterklärend klingen, doch nehmt es für voll, nicht dass es am Ende noch traurige Gesichter gibt.

Des weiteren werden wir es oftmals mit vollen Gästeblöcken zu tun haben und somit auch mit Personen, denen erst vermittelt werden muss, dass es sowas wie Zaun- und Schwenkfahnen gibt. Wir werden zwar stets versuchen zeitig im Stadion zu sein, damit klar ist, wo sich der aktive Haufen positioniert und somit auch Personen, die nur gemütlich das Spiel verfolgen wollen, die Möglichkeit haben, sich dementsprechend im Block platzieren zu können. Doch werden wir bestimmt auch in den ein oder anderen Konflikt geraten, da wir eventuell relativ spät in den Block kommen und erstmalige AuswärtsfahrerInnen (oder beratungsresistente Trottel) nicht verstehen wollen, warum da, wo sie doch so gut stehen, nun gesungen, gesprungen und Fahnen geschwenkt werden. Erklärt ihnen freundlich, dass an diesem Ort eben aktiv, laut und bunt die Spielvereinigung unterstützt wird und falls kein Interesse bestehe, sich daran zu beteiligen, ein anderer Platz im Gästeblock geeigneter sei. Sollten sich dabei Probleme auftun, dann meldet euch bei den bekannten Gesichtern, wir werden das schon regeln. Probiert es aber immer erst freundlich und erklärend.

Vor allem auswärts, wenn fast alle Fürther in einem Block stehen, werden wir es wohl auch mit gewissem Klientel zu tun bekommen, von dem wir bei Heimspielen immerhin noch etwas räumlich getrennt sind. Seien es sternhagelvolle Asis, die auf die absurdesten Ideen kommen oder mega gefährliche Kostümhooltras, die nun in der ersten Liga auf den Trichter gekommen sind, es könne ja was gehen, zumindest was Krokodilschnapparme und Pöbeln hinter Zäunen und Bullenketten angeht. Im Endeffekt müssen wir abwarten, inwiefern wir damit wirkliche Probleme bekommen werden. Besinnt euch auf das eigentliche, schenkt den Idioten so wenig Bedeutung es geht und wenn es eben doch nicht mehr anders geht, heißt es ruhig mal konsequent zu sein. Wenn ihr euch unsicher seid, sprecht andere Personen an, die ihr kennt. Heldenhafte Alleingänge erwartet niemand von euch.

Es erwartet auch niemand von euch, alleine die 1,90 Meter Thor Steinar Glatze um zu nieten, auch wenn das durchaus eine vollkommen legitime Option darstellt. Bisher hielt sich das Naziproblem bei uns noch in Grenzen, doch wir wissen auch nicht, ob sich der ein oder andere Vogel verirren wird. Sollte euch was auffallen, heißt es erneut entweder sofort selber Eigeninitiative zu ergreifen, wenn ihr euch sicher seid oder im Zweifelsfall anderen Personen Bescheid geben, damit gehandelt werden kann.

Ein weiterer Aspekt, der auf uns vermehrt zukommen wird, hängt mit der Tatsache zusammen, dass die meisten Szenen in der Ersten Liga um ein enormes Fanpotential verfügen und somit auch mehr Kasper in und um die Stadien anzutreffen sind. Hier gilt es konsequent zu sein. Entweder ziehe ich mein Ding durch, dann aber auch voll und ganz und mit dem Wissen, dass es dafür Konsequenzen geben kann, die ich in Kauf nehme. Oder aber ich lasse Kartoffelultra Kartoffelultra sein, freue mich, dass ich anders bin und zeige auf diese Art und Weise Größe. Diese beiden Optionen schließen es nun aus, sich mit sonstigen Deppen einen Wettkampf zu liefern, wer besser über die Bullenkette pöbeln kann.

In diesem Sinne: Keep real – auch in Liga 1!