Ja, wir wissen, dass wir uns lange, sehr lange Zeit gelassen haben.
Ja, wir wissen, dass wir als Gruppen vielleicht auch zeitweise selbst daran gezweifelt haben, ob ein derartiger Boykott in der aktuell schweren Zeit für uns Ultras tatsächlich noch zeitgemäß, geschweige denn sinnvoll, ist.
Ja, wir wissen, dass wir durchaus bereits früher hätten die Reißleine ziehen können.
Und ja, wir müssen uns auch den Vorwurf gefallen lassen, was dieser Boykott in den letzten Jahren gebracht hat.
Vielleicht hatten wir einfach auch nur keinen Bock, uns den beschissenen fanfeindlichen Bedingungen vor Ort auszuliefern.
Ja, vielleicht war dies auch einfach losgelöst davon, dass wir im Jahr 2010 Stress mit Bullen hatten.
Oder wir sind rückblickend bislang einfach nicht bereit und entschlossen genug gewesen, diesen einen Schritt nach vorne wieder zu wagen. Die Rückkehr in die unsägliche Fröttmaninger Arena. Das Pokalspiel im Februar 2010 war bekanntlich der Auslöser für die nun fast sieben Jahre lange Abstinenz. Ein bedeutender Verlust für die Fußballwelt? Sicherlich nicht! Ein Verlust für uns als Fans und Ultras? Definitiv! Unser Protest mittels Fernbleiben stieß in den letzten Jahren auf mehr und mehr sicherlich auch berichtigte Skepsis; egal ob in der Fanszene oder in den Gruppen. Zu geteilt waren die Meinungen, wie eine vernünftige Rückkehr aussehen könnte oder müsste.
Boykott = Rückschritt? Vorab, wir dürfen uns bei aller Selbstkritik auf die Fahnen schreiben, in der Zeit dieses Protestes nicht untätig und durchaus auch erfolgreich gewesen zu sein. Haben wir doch gerade bei uns Fürth das Thema Kennzeichnungspflicht für Polizisten in unterschiedlichsten Facetten aufgreifen können. Seien es die verschiedenen Protestformen im Stadion, die Demonstrationen in Fürth und München oder auch diverse Diskussionsabende sowie der Mottospieltag, die zumindest in unserer Fanszene die Sensibilität für dieses Thema schärfen konnten. Wir haben es geschafft, als Fanszene gemeinsam in dieser schweren Zeit geschlossen aufzutreten, uns nicht von Bullen oder verzerrten, teils gar gelogenen Medienberichten vor den Karren spannen zu lassen und geschafft aufzuzeigen, wie der Abend tatsächlich verlief.
Und trotzdem ist die Durchsetzung einer Kennzeichnungspflicht in Bayern Lichtjahre entfernt. Aber vielmehr war es uns wichtig, eben nicht den Kopf in den Sand zu stecken und es bei einem Fernbleiben zu belassen. Somit können wir durchaus stolz darauf sein, einen Teil zu jener bundesweiten Diskussion beigetragen zu haben. Die Kampagnen und Protestformen für eine Kennzeichnungspflicht sind aktuell vielerorts eingestampft. Sicherlich auch dessen geschuldet, dass etliche Bundesländer die Augen etwas öffneten und vielerorts eine Kennzeichnung auf unterschiedlichste Art und Weise zum Bullenalltag gehört. Das CSU-Land ist leider bei weitem nicht auf diesem Kurs. Nicht weniger wert ist es daher weiterhin, auf welche Weise auch immer das Thema in der Öffentlichkeit präsent zu halten.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ob die etlichen Vorfälle in Karlsruhe, Bielefeld oder auch jüngst beim Derby sowie die bekannten monatelangen Schikanen im Nachgang. Leider passiert es Woche für Woche, Tag für Tag, dass Fußballfans schikaniert werden, ob bewusst provoziert, einfach nur dämlich oder wie so häufig tatsächlich ohne Grund. Wir mussten lernen, dass die Vorfälle beim Pokalspiel im Februar 2010 für uns kleine Fanszene durchaus einschneidend und in dieser Dimension neu waren.
In einer beinahe zehnjährigen Gruppengeschichte sind sie aber leider mittlerweile Alltag. Die Vorfälle 2010 waren, sind und werden immer in unseren Köpfen bleiben. Unabhängig der Tatsache, dass dies in dieser Form uns leider überall, jederzeit wieder begegnen kann oder bereits begegnet ist. Schlussendlich haben wir aber auch gelernt, uns nicht verstecken zu müssen, nicht von morgens bis abends in die Opferrolle abzutauchen, sich immer wieder auszuheulen oder ständig über die Zustände abzukotzen, die wir in diesem Land, nicht nur im Fußballalltag, ertragen müssen. Diese Zustände sind bereits allen bekannt.
Jetzt gilt es, unsere letzten Stücke Freiraum, die wir noch haben, zu schätzen und zu verteidigen. Denn wer weiß, wie lange dieser Fußballzirkus tatsächlich noch auszuhalten ist.
Letztendlich haben wir nach reichlicher Überlegung und durchaus langwierigen Diskussionen beschlossen, erneut die Reise nach München anzutreten! Mit dem Gewissen, dass wir wieder bereit sind. Bereit, endlich wieder die beschissene Schüssel zu betreten und für das einzustehen, was wir uns auf die Fahne schreiben: Ultras. Nämlich frei zu sein, unabhängig und selbstbestimmt zu handeln. Und für das, was wir so unendlich lieben: Die Spielvereinigung Fürth seit 1903!
Wir rufen daher alle Kleeblattfans dazu auf, sich uns anzuschließen. Fahrt mit uns gemeinsam nach München, egal ob mit Bus, Autos oder 9ern.
Für die Busse könnt ihr euch ab sofort unter busfahrten@horidos.de anmelden!
reffpunkt: 14:00h Sportpark Ronhof – Abfahrt: 14:30h!
Fahnen hoch, Brust raus – Das Kleeblatt Fürth ist wieder da!
Horidos 1000 Entourage