Tatort Stadion 2

Wir laden alle interessierten Menschen dazu ein, die Wanderausstellung Tatort Stadion in Fürth zu besuchen. Die Ausstellung wurde im Jahre 2001 vom Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) entworfen und beschäftigt sich speziell mit im Fußballkontext auftretender Diskriminierung. Mittlerweile wurde die Ausstellung komplett überarbeitet und angepasst. Sie will nun neben der Thematisierung der Diskriminierung auch aufzeigen, wie sich Fans gegen eben jene organisieren und engagieren.

Wir erachten es als sehr wichtig, aktiv gegen gesellschaftliche Missstände vorzugehen und dabei möglichst viele Menschen mitzunehmen. Uns ist es ein Anliegen, dass sich alle Menschen, ganz egal welcher Herkunft, Religion oder Geschlecht, im Stadion wohlfühlen und dort ein Spiel verfolgen können. Gleichwohl die Situation in Fürth in dieser Hinsicht zwar besser ist als in vielen anderen Stadien Deutschlands ist leider auch der Ronhof nicht vor Diskriminierung gefeit und die innerhalb der Gesellschaft vorhandenen Ressentiments treten dort immer und immer wieder auf. Diesen Zustand wollen wir durch die Schaffung eines angenehmen Klimas für alle innerhalb des Stadions, sowie eine kontinuierliche politische und Anti-Diskriminierungs-Arbeit verbessern.

Vom 7. bis zum 19. September ist die Ausstellung in der Kofferfabrik Fürth täglich von 16 bis 22 Uhr geöffnet. Des Weiteren organisieren wir in diesem Zeitraum ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops. Der Eintritt zu den Veranstaltungen wie zur Ausstellung ist frei. Am 6. September wird es zudem ein Auftaktkonzert geben, weitere Infos im Überblick. Die genauen Uhrzeiten werden u.a. auf www.horidos.de bekannt gegeben.

Freitag, 6. September // 21 Uhr: Auftaktkonzert mit Stage Bottles (Oi! und Punk/ FFM) Tapete (Hip Hop/ Berlin) und WestLake & Hayter (Techno/Our Thang/Leipzig)
Ort: Kofferfabrik Fürth

Samstag, 7. September // 19 Uhr: Vortrag von zwei Anhängern des Kleeblatts – „Von der  „undeutschen“, „englischen Krankheit“ zum Volkssport Nummer eins, über Traditionalität und Modernisierung im Fußball und zur Kritik des Antisemitismus“.
Ort: Kofferfabrik Fürth

Donnerstag, 12. September // 19 Uhr: Peter Römer „Der Kampf in den Kurven – das Recht des Stärkeren?“
Ort: Kofferfabrik Fürth

Was geschieht momentan in deutschen Fankurven? In vielen Stadien machen sich inzwischen wieder Hooligangruppen in den Kurven breit, mit dem Ziel, die Fanszenen mit ihrem -oft rechtsgerichteten- Gedankengut zu infizieren. Erschreckenderweise führt das in manchen Kurven dazu, dass Ultras mit den Hooligans paktieren, um keine Unruhe zu entfachen. Hier bleiben dann politische Überzeugungen auf der Strecke. Diejenigen Ultra-Gruppen, die sich den Hooligans nicht beugen und weiter autonom nach ihren Überzeugungen handeln wollen, werden nicht selten gewaltsam mundtot gemacht.
Transparent Redakteur Peter Römer wird die Situation am Beispiel einzelner Kurven darstellen und beleuchten, wie übergreifende Absprachen den gegenwärtigen Zustand möglich gemacht haben.

Dienstag, 17. September // 19 Uhr: Sexismus im Fußball. 20 Jahre Baff und 10 Jahre F_in. Aussicht auf Besserung?
Zwei Vertreterinnen des Netzwerks Frauen im Fußball (f-in.org) berichten.
Ort: Kofferfabrik Fürth

Donnerstag, 19. September // 19 Uhr: Gerd Dembowski – Fußball(fans) zwischen Macht, Herrschaft und Diskriminierung
Ort: Gewerkschaftshaus Fürth

Dieser Abend fängt da an, wo viele Fallbeschreibungen zu Diskriminierung im Fußball aufhören. Und bleibt dabei vor allem kurzweilig. Gerd Dembowski begreift das Fußball und das Zuschauen auch als ein gesellschaftliches Trainingsfeld für soziale Konstruktionen und Machttechniken. In Fankulturen wird somit eingeübt, was gesellschaftlich nützlich ist. Fußball lässt sich in viele Richtungen aufladen. In günstigen Fällen kann er ein soziale Inklusion und Antidiskriminierung befördern. Im Fußball offenbaren sich aber auch Konstellationen von ‘Wir’ und ‘Die Anderen’. Diese werden häufig feindselig, abwertend, aggressiv ausgelegt – zumindest auf symbolischer Ebene. Es öffnen sich Ventile des Alltags – eigene Rollen können abgelegt werden, der ganze kleine Hass kann raus. Dabei sind (Hetero-)Sexismus und Homophobie, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus einige extreme Ausformungen, wenn es um „Wir“ und „Die Anderen geht“. Im Fußball können sie wie unter einem Brennglas auffallen – unterstützt durch eine institutionelle und mediale Hysterie. Dahinter lauern althergebrachte Muster von Männlichkeit, Überlegenheits- und autoritärem Denken. Während sich das „Wir“ und „Die Anderen“ nicht auflösen lässt, kommt es darauf, Fußball und das Zuschauen als Freiraum für Jugendkulturen sozial einfühlsam zu füllen. Gerd Dembowski (*1972) ist ein Urgestein des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF), gründete 1999 Football against Racism in Europe (FARE) mit. Als Soziologe arbeitet er mit Jonas Gabler in der Kompetenzgruppe Fankulturen (KoFaS) an der Uni Hannover: www.gerd-dembowski.de

Samstag, 21. September // 19 Uhr: Dr. Eckart Dietzfelbinger – Aufstieg der NSDAP und Arisierung in Franken mit besonderem Blick auf die Kleeblattstadt

Ort: Vereinsheim der Sportfreunde Ronhof
In der Topographie des Nationalsozialismus nimmt Franken eine spezifische Rolle ein. Die Region erwies sich für den Aufstieg der NSDAP auf dem Weg zur Macht in Deutschland von herausragender Bedeutung. 1928 lag der Reichstagswahlkreis 26 – Franken – mit seinem NS-Wahlergebnis an der ersten Stelle im Deutschen Reich. Der Vortrag erläutert, welche Gründe und Voraussetzungen hier für den überdurchschnittlich großen Erfolg der Nationalsozialist_innen ausschlaggebend waren und wirft dabei einen expliziten Blick auf die Kleeblattstadt.

Spenden werden gerne entgegen genommen. Möglichkeiten gibt es dazu am Infostand der Horidos 1000 hinter der Nordtribüne, vor Ort in der Kofferfabrik oder durch Überweisung an:

Horidos 1000
Kontonummer: 40146094
BLZ: 762 500 00
Verwendungszweck: Tatort Stadion

Gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“